Das Pfarrhaus von 1897


Das jetzige alte Pfarrhaus beim heutigen Stadtgärtle wurde schon unter Klosterzeiten am 25.4.1785 der Kirche geschenkt von der Eigentümerin Rosina Braun, der vielfachen Wohltäterin hiesiger Gemeinde. Anfangs diente es den Klosterherren als Absteigequartier, nachher als Pfarrwohnung, Anno 1796 wurde es neben anderen ein Raub der Flammen und dann wieder an derselben Stelle neu aufgebaut mit Scheuer und Stallung. Unter Pfarrer Stehle wurde in der Stallung das untere 2. Zimmer gemacht und das hintere nordwestliche Zimmer in die Scheune eingebaut. Das südwestliche Zimmer oben Holzremise und Waschküche unten erst anno 1861. Die Bauungen leistete das Fürstl. Rentamt, auf welchem die Bringpflicht unbestritten lastet.
1861 hatte die Gemeinde die Frohnden zu zahlen mit 31 Gulden.
 
Im Jahre 1796 wurde hiesige Gemeinde, als die Franzosen vor den Osterreichern zurückweichen mussten, vom Kriegsunglück heimgesucht, die Nachbargemeinde Irrendorf hatte noch
mehr zu leiden. Die Bauersleute hatten sich den Osterreichern angeschlossen oder schienen dieselben zu begünstigen. Daher die Rache der Franzosen. Die Kirche und die anderen
ansehnlichen Häuser wurden niedergebrannt, im Ganzen 21 First - darunter auch das jetzige Pfarrhaus. Auch mehrere Personen wurden erschossen. Laut Totenregister des betr. Jahres
blieben am 6. Oktober durch die Kugeln der Franzosen 4 Männer tot auf dem Platz, von der Kugel tödlich verwundet starb einer am folgenden Tage, einem anderen wurde der Schädel
gespalten, dieser starb am 12. Octbr, einer an seinen Wunden am 23. Octbr. Auch ein Mädchen von 10 1/2 Jahren wurde durch die Franzosen erschossen im Wald tot gefunden. Eine Frau wurde an demselben 6. Jahr von den Franzosen so misshandelt, so dass sie in morbum Nervoram verfiel (Hirn- und Geistesstörung), in welcher sie verblieb bis zu ihrem Tode, den 3, Jan. 1799 im Alter von 39 Jahren. Im ganzen erlagen 9 Personen, 7 Männer, 1 Mädchen, 1 Ehefrau.
 
Das bedeutendste Ereignis des Jahres 1897 ist wohl die vollständige Herstellung und der Einzug ins neue Pfarrhaus, worauf Dezenien vergebens gewartet haben, was viele Seelsorgegeistliche von Bärenthal schon lange gewünscht und ersehnt hatten, fand am 4. November, dem Fest des heiligen Karl Borromäus statt: Der Einzug in dasselbe. Leider war es dem, der die Bausorgen und Baumüben und Bauwiderwärtigkeiten während eines ganzen Jahres zu tragen hatte, dem Hochwürdigen Herrn Pfarrer und nunmehrigen Revisor Hinger nicht gegönnt, selbst das neue Heim zu beziehen, weil er um diese Zeit schon ein halbes Jahr in Freiburg tätig war. Schreiber dieses und gewiss alle nachfolgende Geistlichen werden ihm aber sehr dankbar sein, weil er mit tatkräftiger Hand die Sache in die Hand nahm und glücklich zu Ende führte. Die Bauleitung führte Architekt Iselo von Konstanz, Herr Revisor Hinger hat die Bausorgen das ganze Jahr hindurch auch nach seinem Abgang von Freiburg aus getragen, was den Schreiber dafür zum größten Dank verpflichtet. Das Pfarrhaus darf sich überall sehen lassen in Hohenzollern, es wurde zu 15.000 Mark brandversichert, das Erdgeschoß: Keller, Holzraum, Waschküche nicht gerechnet. Die Kosten beliefen sich auf ca. 18.500 Mark. Das alte Pfarrhaus wurde um 2.200 Mark an Elisabeth Beck, die alte Ochsen-Wirtin, verkauft, mit dem Geld wurden Rechnungen des Neubaus bezahlt.
 
Der Pfarrgemeinde darunter P. Notker Hiegl, OSB, mit seinem Vorsitzenden Andreas Burth, den Mitgliedern Eduard Walz, Maria Lucke, Maria Spöri, Albert Greiner, Bernhard Steidle und Gabriel Beck beschlossen, 1991 das Pfarrhaus völlig neu zu restaurieren. Das untere Stockwerk wurde zum Gemeindesaal umgebaut (auch als Ausstellungssaal), im oberen wurde eine Wohnung eingebaut mit modernem Komfort mit Elektro-Heizung, Vakuumfenster, Bad ... alles unter der gebäulichen Erhaltung der Stilrichtung von 1897. Künstler Helmut Lutz, Breisach, schuf einen ''Gerichtsengel'' im neugotischen Pfortenbereich.