Die erste schriftliche Erwähnung Bärenthals datiert vom Jahr 1092, die Besiedlung der Gemarkung und der Umgebung des Dorfes reicht aber viel weiter zurück.

Bereits in der so genannten Altsteinzeit (bis etwa 10.000 v. Chr.), als die Gletscher der Alpen wieder allmählich abschmolzen, lebten Menschen in unserer Gegend. Es waren Jäger und Sammler ohne festen Wohnsitz, Sie durchstreiften das Land, um sich durch Jagd, Fischfang und Sammeln von essbaren Pflanzen zu ernähren. Höhlen waren bevorzugte Aufenthalts- und Zufluchtsplätze. Sie schützten vor den Unbilden der Natur. Spuren hinterließen diese Steinzeitmenschen in der Beilsteinhöhle bei Egesheim, im Propstfels bei Beuron und in der Bultentalhöhle (Buchheim).

Auch die zahlreichen Höhlen beiderseits des Tals der Bära auf Bärenthaler Gemarkung
(Mondmilchloch u. a.) dürften damals den Menschen Schutz geboten haben. Neben Höhlen und Felsüberhängen dienten auch Zelte aus Tierfellen den Menschen als Unterkunft. Mit dem Beginn der Jungsteinzeit (etwa 6.000 v, Chr.) ist eine entscheidende Veränderung der Lebens- und Wirtschaftsweise festzustellen. Die Menschen machten sich allmählich sesshaft und begannen Ackerbau und Viehzucht zu treiben. Das Töpfern und Brennen von Tongefäßen war ein bedeutender Fortschritt, denn nun konnte eine rationelle Vorratshaltung durchgeführt werden. Die Menschen konnten damals auch Steinbeile schleifen und mit Spinnwirtel und Spindel aus Flachs und Hanf Garn spinnen und auf primitiven Webstühlen Gewebe herstellen.

Um 2000 vor Chr. ersetzten Metallgeräte und -waffen allmählich solche aus Stein, Knochen und Holz. Die Menschen lernten, aus Kupfererz reines Kupfer zu gewinnen, das mit Zinn zu härterer Bronze gegossen wurde. Bronzeschmuck scheint, wie zahlreiche Funde belegen, bei den Frauen sehr beliebt gewesen zu sein. Auch auf Bärenthaler Gemarkung wurden gegen Ende des letzten Jahrhunderts zwei Armringe aus der Bronzezeit gefunden.

Seitdem 8. Jh. v. Chr. trat zum Werkstoff Bronze das Eisen hinzu, die Eisenzeit begann. Damals lebten in unserer Gegend Kelten. Von ihnen zeugen viele Grabhügel auf Kolbinger, Irndorfer und Reinquishausener Gemarkung. Bei Ensisheim existierte in dieser Zeit eine Siedlung. Reste von Gebäuden und Abfallgruben belegen, dass der Platz vom 8. bis 5. Jh. v. Chr. und bis zum 1. Jh. n. Chr. besiedelt war, In der Kalktuffgrube bei Ensisheim fand Oberlehrer Reiser aus Nusplingen im Jahre 1939 neben mittelalterlichen Scherben auch solche, die an spätkeltisch - römische Ware erinnern. Die keltische Siedlung bei Ensisheim dürfte den Funden zufolge also auch noch nach der Besetzung durch die Römer einige Zeit bestanden haben.

In den Jahren 16 bis 13 v. Chr. besiegten die Stiefsöhne des Kaisers Augustus, Tiberius und Drusus, die keltischen Stämme der Räter, Helvetier und Vindeliker. Die Römer unterwarfen diese Stämme und brachten das Alpenvorland bis zur Donau unter ihre Botmäßigkeit. Im Laufe des 1 - Jh. n. Chr. wurde die römische Grenze vorverlegt, zuerst auf die Albhochfläche, dann an den Neckar. Um 155 n. Chr. bauten die Römer schließlich den Limes, eine Grenzbefestigung, die Süddeutschland vom Main bis zur Donau bei Regensburg gegen die Germanen sicherte.

Im Hinterland des Limes entstanden zahlreiche Siedlungen und Gutshöfe (''villae rusticae''), so in der ''Bleiche'' nördlich von Tuttlingen, nördlich von Mühlheim bei der ''Altstadt'' und östlich von Neuhausen. Im Bärental entdeckte man römische Münzen mit der Umschrift des Kaisers Trajan.

Seit dem Jahr 213 n. Chr. bedrohte der germanische Stamm der Alemannen immer wieder das römische Gebiet 259/60 gelang es ihnen schließlich, das Bollwerk Limes zu überwinden. Die römischen Truppen zogen sich an den Rhein zurück und die Alemannen besetzten das Land. Seit dem 5. Jh. gründeten sie feste und dauerhafte Siedlungen. Die ältesten Orte sind jene, die auf -ingen enden: Fridingen, Nusplingen, Böttingen, Kolbingen. Reihengräberfunde sind Indizien für eine Besiedlung durch die Alemannen. Ausgedehnte Gräberfunde entdeckte man bei Tuttlingen, Nusplingen, Fridingen, Böttingen und Neuhausen. Die Bestatteten waren oft mit reichhaltigen Beigaben versehen. Dem freien Mann legte man in der Regel die Waffenausrüstung (die Spatha – ein zweischneidiges Langschwert-, den Sax - ein einschneidiges Kurzschwert – und Lanze) mit ins Grab, in Frauengräbern fand man vor allem Schmuck - Arm- und Ohrringe, Halsketten, Fibeln - und tönerne Gefäße. Gegen Ende des 7. Jh. hörte die Beigabe von Waffen und Schmuck allmählich auf. Dies lässt vermuten, dass das Christentum langsam Verbreitung fand.

Erwähnung finden sollte noch eine mittelalterliche Eisenschmelze bei Ensisheim. Meterdicke Schichten mit zahlreichen Erzschlacken im Bereich des Tuffsteinbruchs sind ein Beweis für deren Existenz in früherer Zeit.

 

Archäologische Funde im „Eschle“ wecken Neugierde

Die archäologischen Funde im Gewerbegebiet „Eschle“ weckten bei der Informationsveranstaltung, bei der Bürgermeister Roland Ströbele über 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüßen konnte, lebhaftes bürgerschaftliches Interesse. Bekanntlich wurden bei den Erschließungsarbeiten im Gewerbegebiet „Eschle“ 11 Gräber angeschnitten. Die früheren und heutigen Funde lassen darauf schließen, dass sich im 7. Jahrhundert im „Eschle“ eine fränkisch-alemannische Siedlung befunden hat. Die Landesdenkmalpflege ist deswegen der Auffassung, dass die Geschichte der Gemeinde Bärenthal neu aufzuarbeiten ist, dass Bärenthal weit älter als bisher angenommen ist, und dass Bärenthal im frühen Mittelalter sehr bedeutsam war.
 
Frau Dr. Jutta Klug-Treppe berichtete bei Veranstaltungen in den Jahren 2008 und 2009 über die neuen archäologischen Fundstellen auf der Gemarkung Bärenthals, über die Entdeckung, die Funde und deren geschichtliche Bedeutung.
Bei den Erschließungsarbeiten im Gewerbegebiet „Eschle“ seien bei den Kanalisationsarbeiten auf einer Länge von 30 Metern 11 Skelette gefunden worden. Braune Verfärbungen im Boden seien für die Archäologen Hinweise auf Gräber und Brunnen. Materialien in den Gruben lassen Rückschlüsse auf die Lebensweise zu. Nach den Funden 1967 bei den Bauarbeiten zur L 440, damals wurden drei aus Eisen geschmiedete Schwerter geborgen, erhoffe sie sich von den neuen Grabungsstätten weiteren Aufschluss über das Leben im frühen Mittelalter und die sozialen Strukturen. Männergräbern seien Waffen, Frauengräbern Schmuck wie Fibeln und Perlenketten, oft auch Keramik- oder Glasgefäße mit Nahrung auf dem Weg ins Totenreich als Grabgaben beigefügt. Grabgaben sind eine wichtige Quelle. Sie ermöglichen Aussagen über das gesellschaftliche Milieu und die Modeentwicklung.
Die Funde sind dem 7. Jahrhundert zuzuordnen. Hinweise auf eine Besiedelung geben auch die angeschnittenen Gruben mit den Scherben von Tongefäßen, die Schlackenfunde seien der Nachweis für Erzvorkommen. Verhüttungseinrichtungen seien immer in der Nähe der Erzvorkommen und in Wassernähe eingerichtet worden.
 

40 Gräber, davon ein Drittel mit Kindern belegt, konnten 2008 erschlossen werden. Neben Profis haben auch Ehrenamtliche des Arbeitskreises „Pro Lebensqualität – Bärenthaler Archäologie“ bei den Grabungen mitgewirkt. Die Gräber mit Einzelbestattung sind nach West-Ost ausgerichtet und lagen im engsten Raum dicht beieinander. Schlüsse sollen aus der Art der Stellung der Skelette ebenso gezogen werden wie nach einer anthropologischen Auswertung (spezielle Untersuchung der Knochen). Bei den im Kindesalter Verstorbenen konnten Krankheiten und Mangelerscheinungen festgestellt werden.

Folgerungen aus den Funden zu ziehen, ist auch deshalb schwierig, weil Grabbeigaben fehlen. Eine Besonderheit stellt die zeitlich lange Verwendung als „Friedhof“ vom 7. – 10. Jahrhundert dar. Diese Altersbestimmung erfolgte durch die Universität Heidelberg. Letztlich sollen gesellschaftliche, ökonomische und Siedlungszusammenhänge aus dieser Zeit erforscht werden. Im Rahmen einer Magisterarbeit unter Anleitung von Prof. Dr. Joachim Wahl, Universität Tübingen, wird  ausgewertet.
Bei der im September 2009 begonnenen weiteren Grabung konnten an anderer Stelle  bereits in den ersten Tagen wieder 10 Gräberfelder erschlossen wurden

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