Vor allem in Zeiten der Not haben Menschen ihre Heimat verlassen, um anderswo ihr Glück zu suchen. Meist waren es Missernten mit folgender Teuerung und Hungersnöten, der Mangel an Grund und Boden sowie an Erwerbsmöglichkeiten und Kriegslasten, die die Menschen zur Auswanderung veranlassten.

Nach der Rückeroberung Ungarns und von Teilen Slawoniens und Kroatiens von den Türken durch Prinz Eugen, rief man Siedler aus dem Deutschen Reich in die verödeten und fast menschenleeren Gebiete.
So kam in den Jahren 1689/93 - begünstigt durch schlechte Ernten und Hungersnöte in unserer Gegend - eine erste Auswanderungswelle nach Ungarn zustande. Aus den Herrschaften der späteren hohenzollerischen Lande sind damals über 100 Familien bzw. Einzelpersonen ausgewandert. Bärenthaler waren aber offensichtlich keine darunter.

Eine zweite Auswanderunsbewegung setzte 1712 ein. Anlass dürften vor allem die Auswirkungen des Spanischen Erbfolgekriegs (1701-1714) mit Plünderungen und Brandschatzungen französischer Truppen gewesen sein. So stießen Werbeaktionen, die von ungarischen Grundherren betrieben wurden, auf starken Widerhall.

Auch Bärenthaler wanderten damals nach Südosteuropa aus: Sennerknecht Josef König mit zwei weiteren ungenannten Knechten und Antoni Greblin, der vorher noch sein ''Häusel'' und seinen Acker verkaufte. Auf sein Vermögen von 40 fl wurde der ''Abzug'' - eine Abgabe an die Herrschaft in Höhe von zehn Prozent bei Vermögensexport aus dem Gerichtsbezirk - erhoben. Greblin behielt sich bei seinem Wegzug das Bürgerrecht auf drei Jahre vor, um sich eine eventuelle Rückkehr nicht zu versperren. In den Jahren 1732 bis 1734 verzeichnen wir in unserer Gegend erneut ein Ansteigen der Auswandererzahlen. Aus Bärenthal zogen Josef Greiner und Georg Beckh nach Ungarn.

Die Folgen des österreichischen Erbfolgekriegs (1741-1749) mit schweren Kämpfen in Süddeutschland und die Hungersnot 1740 veranlassten weitere Einwohner unserer Gemeinde, sich im fernen Ungarn eine neue Existenz aufzubauen. Es waren dies Magnus Beckh, Franz Scherer und Antoni Scherer mit Frau und fünf Kindern. Letztere besaßen kein Vermögen. Dasselbe gilt für Anselm Wanner aus Bärenthal, der mit seiner Braut Barbara Franck aus Talheim nach Ungarn reiste, Beide hatten von der Herrschaft den Heiratskonsens, d. h. die Zustimmung zur Heirat, erhalten, aber unter der Bedingung, dass sie sich in Ungarn eine neue Lebensgrundlage aufbauten, Denn als vermögenslose Personen, ohne jeglichen Grundbesitz, hätten sie in der alten Heimat keinen Heiratskonsens erhalten. Hierzu war nämlich der Nachweis einer Nahrungsstelle – der Besitz eines Hofes odereines Hauses und eines ausreichenden handwerklich-gewerblichen Einkommens - zu erbringen.

1744 wanderte außerdem noch der ausdrücklich als arm bezeichnete Beisitzer Valentin Liebtrey nach Ungarn aus. Beisitzer waren Dorfbewohner, die nicht das Gemeindebürgerrecht besaßen, quasi Einwohner zweiter Klasse.

Als in den Jahren 1769 bis 1771 Missernten erneut Hunger und Not auslösten, entschlossen sich wieder einige Bärenthaler zur Emigration nach Südosteuropa. Johann Thanhäuser, Lorenz Thanhäuser mit zwei weiteren Personen und Thomas Wanner zog es nach Ungarn. Auch im 19. Jh. fand die Auswanderung aus unserer Gegend eine Fortsetzung, nun allerdings nicht mehr mit dem Ziel Südosteuropa, sondern vor allem nach Nordamerika.

Eine ständig wachsende Einwohnerschaft - 1802 waren es noch 418 Seelen, 1856 bereits 659 war immer schwieriger zu ernähren. Die Erwerbsmöglichkeiten waren begrenzt. Die landwirtschaftlichen Betriebe waren zumeist klein, eine Folge der vorherrschenden Erbsitte der Realteilung. Der Grundbesitz wurde in der Regel unter den Erben aufgeteilt. Das Dorfhandwerk bot nur einigen Familien eine ausreichende Einkünftegrundlage. Das zu Beginn des 19. Jh. noch stark verbreitete Nagelschmiedgewerbe verlor nach der Stilllegung des Hammerwerks im Jahr 1822 allmählich an Bedeutung und konnte immer weniger Menschen ernähren.

Im Jahr 1854 wurden zwei Bärenthaler Nagelschmieden namens Bock und Spöri bei der Regierung in Sigmaringen vorstellig mit der Bitte, dass ihnen und 20 anderen Gemeindemitgliedern mit ihren Familien ''bei ihrer gänzlichen Mittellosigkeit" die Auswanderung nach Nordamerika ermöglicht werde. Das Begehren wurde abgelehnt, die Regierung wies das Oberamt Wald an, die Einwohner Bärenthals über ''die Vergeblichkeit solcher Gesuche zu belehren" und sie zu ''ermahnen und ermuntern, mit erhöhter Sorgfalt sich um Gelegenheiten zu lohnender Arbeit zu bemühen und solche Gelegenheiten mit Eifer und Sparsamkeit zu benutzen“.

Elf Jahre später verzichteten die Söhne der Witwe Sephora Klaiber, Basilius und Conrad, vom ''Hüttle'' auf ihr angeborenes ''Beisitzrecht'' (geringeres Bürgerrecht) im Gemeindebezirk und auf ihr Staatsbürgerrecht, um nach Nordamerika auszuwandern.

Die durch Übervölkerung des Ortes und durch Mangel an Verdienstmöglichkeiten angespannte soziale und wirtschaftliche Lage des Dorfes wurde schließlich durch eine regelrechte Massenauswanderung binnen weniger Jahre entschärft. Über hundert Bärenthaler wanderten von 1880 bis 1884 nach Amerika aus, weitere folgten in den Jahren danach. Fast 200 Auswanderer von Bärenthal zählte man bis 1923.

Viele fanden in Pennsylvania ihre neue Heimat, andere ließen sich in Chikago, Pittsburgh und New York nieder.

Die Bevölkerung der Gemeinde ging durch die Auswanderung stark zurück. Bewohnten 1875 noch 668 Personen den Ort, so zählte man 1890 nur noch 499 Ortsanwesende und 1932 sogar nur noch 385 Einwohner.

In der Pfarrchronik ist zur Auswanderung folgendes vermerkt: ''Diese Auswanderung wirkte sehr gut auf die Gemeinde zurück, einmal in dem oft gerade die schlimmsten und nichtsnutzigsten Elemente es waren, weiche auswanderten, sodann in dem damit auch wieder Raum gegeben war durch ehrlichen Verdienst im Steinbruch sich durch das Leben zu bringen. So können sich wenigstens die Sparsamen durch Fleiß vor den sittlichen Gefahren der Armut schützen."

Ob es sich wirklich um die "schlimmsten und nichtsnutzigsten Elemente" gehandelt hat, darf bezweifelt werden. Denn viele Auswanderer brachten es in der neuen Welt zu Wohlstand, und zahlreich waren diejenigen, die ihre Verwandten in der alten Heimat in Zeiten der Not mit Geld, Kleidern und Lebensmitteln unterstützten.